Sonntag, 12. November 2023

Eine Begegnung mit Staub

Elke

Wir fuhren jetzt schon ziemlich lange an der Küste entlang, bis wir endlich zwischen staubigen Feldern und Wiesen am Ende des holprigen Weges unser vermeintliches Ferienhaus entdeckten.

Ein flaches Holzhaus mit frischgestrichenen, türkisfarbigen Fensterläden und einer ebensolchen Tür lag vor uns. Dort angekommen, fiel der Blick auf eine sanft abfallende Bucht mit einem langen, schneeweißen Sandstrand.

Mein Mann, die Kinder und ich waren begeistert, und die mühselige, lange Anfahrt war sofort vergessen. Neugierig schlüpften wir schnell mit dem Handgepäck ins Haus.

Etwas erschrocken registrierte ich die dicke Staubschicht auf den dunklen Möbelstücken. Wie lange hatte hier schon keiner mehr gewohnt?

Bei der Anmietung hatte man uns Bettwäsche und Handtücher sowie eine Grundausstattung an Reinigungsmitteln sowie Kaminholz zugesichert. Das Holz war zu sehen, ich hoffte auf Wischtücher, Besen und Staubsauger in einer Kammer. Trotzdem hatte ich erwartet, dass das Ferienhaus vor unserem Einzug gereinigt sein würde. Den Zustand des Bades und der Toiletten mochte ich mir gar nicht vorstellen.

Kinder und Mann beschäftigten sich schnell mit dem Hereintragen all unserer Sachen, während ich die weiteren Räume inspizierte. Wollmäuse und Spinnweben fanden sich überall. Mich packten Wut und Ekel. Die Miete war hoch genug, da hätte eine Reinigung vorher dabei sein müssen, zumal wir eine Endreinigung schon gezahlt hatten.

Etwas erbost entschloss ich mich, den Vermieter anzurufen. Bisher hatte mein Mann sich um Buchung und Anreise gekümmert, doch er konnte mich nicht von einem sofortigen Anruf abbringen.

Als die Verbindung stand, hörte ich eine leise, weibliche Stimme „Staub“ sagen.

„Ja, ja, genau darum geht es. Hier ist alles voller Spinnweben und Staub“, legte ich los.

Stille am anderen Ende. Dann hörte ich wieder: „Hier Staub.“

„Ja, hier auch, und deswegen rufe ich an. Wir sind jetzt im Ferienhaus angekommen und nichts wurde gereinigt“, erklärte ich.

Stille.

„Ich möchte bitte den Hausherrn sprechen!“ wurde ich etwas energischer, da ich anscheinend mit einer ahnungslosen Haushälterin sprach. Kurz darauf meldete sich eine tiefe, sonore Stimme mit „Ja, bitte? Hier Staub!“

 

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