Mittwoch, 1. November 2023

Pilzfreundschaften

Maren

Eine Freundesgruppe hatte sich zum Pilzsammeln verabredet. Ich hatte dieses Mal einen Freund dazu eingeladen. Ich glaubte ihn gut zu kennen, er würde zur Gruppe passen. Daher war ich erstaunt, dass er sich kurz nach dem gemeinsamen Kennenlernen ohne Begründung von uns trennte. Ich sah noch, wie er schnellen Schrittes seinen Pilzkorb schwenkend im Unterholz verschwand.

Mit der Freundesgruppe wollten wir gemeinsam durch den Buchwedel streifen und dabei unsere Körbe mit den gesammelten Pilzen füllen. Später dann die Beute von den Pilzfachleuten unter uns begutachten lassen und in der großen von uns mitgebrachten Pfanne braten und verspeisen.  Am Waldesrand gab es eine Feuerstelle, die für solche Vorhaben vorgesehen war. Das hatte bisher allen gefallen. Es war eine lustige, launige Angelegenheit, wir saßen im Rund und es ging uns gut miteinander.

Der Freund, den ich am Anfang dieser Erzählung erwähnte, tauchte plötzlich wieder auf. In seinem Korb befanden sich die prächtigsten Steinpilze, groß und von schöner Gestalt. Jeder Pilz hätte in Naturfachbüchern als Modell stehen können. Der Freund meinte gönnerhaft, er könne jetzt zu unserer Pilzpfanne einen kleinen Beitrag leisten.

Die Stimmung kippte. Warum er uns nicht an die Steinpilzstelle mitgenommen hätte, fragten wir.

„Das ist Familientradition. Nur wenige wissen von dem Ort und so soll es bleiben.“ Er hatte an diesem Morgen gleich gemerkt, dass aufgrund der wohltemperierten Feuchtigkeit die Pilze auf gutem Fuß standen. Und so war es dann auch.

Wir waren voller Unverständnis für sein Verhalten. Er entfernte sich mit seinem vollgefüllten Steinpilzkorb. Es gab keine weitere Pilzwanderung mit ihm.

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